Salzburger Tennisverband
Davis Cup

Niederlage in Südkorea: Österreich verpasst Finalturnier 2022

Nach dem Doppel Alexander Erler und Lucas Miedler unterliegt in Seoul auch Dennis Novak zum entscheidenden 1:3-Rückstand.
Verfasst von: Manuel Wachta, 05.03.2022
© GEPA pictures/ Christian Moser
Dennis Novak

2021 hatte man sich im Finalturnier, bei einer Heimveranstaltung in Innsbruck, mit den Tennis-Großmächten Serbien und Deutschland messen können. 2022 hat das ÖTV-Team jedoch die Runde der letzten 16 Nationen verpasst: Österreichs Herren haben am Samstag in der Qualifikationsrunde des Davis Cups gegen Südkorea am Olympic Park Tennis Court in Seoul den Kürzeren gezogen und sind nunmehr nicht mehr aufholbar 1:3 in Rückstand geraten.

Die Auswahl von Neo-Kapitän und ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer war mit einem 1:1 in den Entscheidungstag gegangen. Nach der 4:6,-3:6-Niederlage für Alexander Erler und Lucas Miedler im Doppel gegen Jisung Nam und Minkyu Song lief es dann für Dennis Novak auch nicht besser: Der Niederösterreicher (ATP 143) unterlag im Einser-Duell mit Soonwoo Kwon (ATP 65) nach 1:42-Stunden-Kampf knapp mit 5:7, 5:7. Das fünfte und letzte Match, für das Jurij Rodionov (ATP 194) und Nam (ATP 462) ursprünglich nominiert waren, wurde danach nicht mehr ausgetragen. Damit spielt die rot-weiß-rote Auswahl am 16. und 17. September gegen einen Sieger der Weltgruppe-I-Play-offs gegen den Abstieg in die Weltgruppe I.

Novaks Aufholjagd bleibt unbelohnt

So gut hatte der Länderkampf für Österreich mit dem Auftaktsieg für Novak gegen Nam begonnen, aber nach der zu befürchten gewesenen Niederlage für Rodionov gegen Kwon lief es am Finaltag schließlich so gar nicht mehr nach dem Geschmack der heimischen Tennisfans. Erler/Miedler boten bei ihrem Länderspiel-Debüt eine recht ansprechende Leistung, mussten dabei die Überlegenheit der Kontrahenten anerkennen. Somit hätten die letzten zwei Einzel gewonnen werden müssen, um doch noch die Wende zu schaffen. Es scheiterte allerdings bereits am ersten Single des Abschlusstages: Trotz höchst beherztem, kämpferischem Auftritt hatte Novak im dritten Vergleich mit Kwon erstmalig das Nachsehen. Die bisherigen Vergleiche hatte er einst 2019 auf Challenger-Ebene noch beide für sich entschieden.

Seither hat sich Kwon zum gestandenen Top-100-Mann gemausert und steht vorm Sprung unter die Top 50, das Potential des 24-Jährigen bekam nach Rodionov auch Novak zu spüren. Der 28-Jährige hatte dabei absolut seine Chancen, so etwa deren vier bei 3:2 auf das erste Break, bei 4:4 machte er selbst einen Breakball mit einem seiner elf Asse zunichte. Das Ende im ersten Satz verlief aber unglücklich: Bei 5:4 und 0:30 war er zwei Punkte von der Satzführung entfernt, ein direkter Netzroller-Punkt für Kwon bei 30:30 verhinderte einen Satzball. Nachdem Novak im nächsten Spiel nach 30:0 das Break zum 5:6 per vermeidbarem Vorhandfehler kassierte, war der erste Durchgang kurz darauf weg. Im zweiten Satz lief bei ihm erst einmal nicht viel zusammen – und bei Kwon fast alles. Österreichs Nummer eins kam nach 0:3-Rückstand mit Doppelbreak nochmal in die Partie zurück, schaffte Breaks zum 1:3 und 4:4. Einen weiteren Serviceverlust zum 5:6 konnte Novak allerdings dann nicht mehr aufholen, er verlor die letzten zwei Games trotz jeweils einer Gewinnchance.

 

Die Stimmen zu Tag 2

Jürgen Melzer: „Man kann nie zufrieden sein, wenn man verliert. Aber ich bin stolz auf Dennis, wie er gekämpft hat – und auf die Mannschaftsleistung, die wir gezeigt haben. Ein wichtiger Punkt war das Doppel, das wussten wir. Sie haben ein wirklich gutes Doppelteam, das haben wir die ganze Woche über gesagt und das haben sie heute gezeigt. Im Endeffekt hat‘s für uns leider nicht gereicht. Dennis war dann bis 5:4 der bessere Spieler, finde ich, hat aber das Break nicht geholt, hat auch danach seine Chancen gehabt. Aber in den entscheidenden Momenten hat man gesehen, warum Kwon so gut gereiht ist. Er hat seine Chancen bekommen und sie genützt. Ich habe im zweiten Satz bis zuletzt gehofft, dass Dennis das vielleicht noch drehen kann. Ich kann mir als Kapitän nur erwarten, dass unsere Spieler um alles kämpfen – das haben sie getan. Am Ende hat es sich Südkorea verdient, zu gewinnen.

Über unsere nächsten Gegner habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, wer in Frage kommt. Unsere Aufgabe war’s, hier zu gewinnen, das haben wir leider aber nicht geschafft. Unser nächster Gegner steht noch nicht fest, ich habe da nur einen einzigen Wunsch: ein Heimspiel. Das wäre super. Ich fliege jetzt heute Nacht schon heim, der Rest des Teams morgen Vormittag. Wir hoffen, dass – wenn alles gutgeht – wir dann morgen alle schon wieder in Österreich sind.“

Dennis Novak: „Es war eine taffe Partie gegen Kwon. Ich habe gut begonnen, habe als Erster Breakchancen gehabt, war im zweiten Satz zwei Breaks hinten und habe mich noch einmal zurückgekämpft, am Ende aber in beiden Sätzen meine Chancen nicht genützt. Es war ein ganz enges Match, in beiden Sätzen, und ich bin natürlich sehr enttäuscht, dass ich es nicht gewonnen habe. Kwon hat für mich wie erwartet gespielt – wie vor drei Jahren, nur noch besser. Ich habe schon einige gute Matches von ihm gesehen. Er ist ein unglaublich guter Spieler und hat heute bewiesen, dass er im Ranking zu Recht dort steht, wo er steht. Dass wir 1:2 hinten liegen, daran habe ich am Platz nicht gedacht und das hat mich nicht beeinflusst. Sonst wäre ich fehl am Platz. Ich habe schon einige Matches im Davis Cup gespielt und kenne all diese Situationen. Ich wollte einfach gewinnen, wie wir alle diese Woche immer.“

Alexander Erler (über das Doppel): „Die anderen haben wirklich gut serviert. Wir hatten im ersten Satz unsere Chancen, im letzten Game auch zwei Breakbälle, aber wir haben sie leider nicht genützt. Es war ein wirkliches enges Match.“

Lucas Miedler (über das Doppel): „Der Unterschied ist gewesen, dass wir unsere Chancen nicht genützt haben, sie ihre schon. Wir hatten auch zwei Breakbälle. Am Ende haben sie uns gebreakt, wir sie nicht. Es war schon ein bisschen enger als es das Ergebnis aussagt.“

Martin Ohneberg: „Es war überhaupt mein erster Davis Cup und ergo mein erster als ÖTV-Präsident – und eine spannende Erfahrung. Meine Premiere ist sozusagen ins Wasser gefallen. Natürlich hätte ich mir das anders erhofft, aber man kann sich nicht immer alles wünschen. Wir sind mit einem 1:1 in den Samstag gegangen und es hat so ausgesehen, dass wir eine Chance haben und war auch nicht so klar, wie es am Papier aussieht. Gestern hatte Jurij Rodionov die Chance, zu gewinnen – und heute auch Dennis, er war nahe dran. Es ist natürlich schade, dass wir nicht in das Finalturnier aufsteigen konnten.

Für Jürgen als ÖTV-Sportdirektor war es auch eine Premiere als Davis-Cup-Kapitän. Es war, vom Ergebnis abgesehen, in Summe eine gute Woche und Trainingswoche. Die Stimmung im Team war sehr, sehr gut, auf der kann man aufbauen – auch das Feedback der Spieler und Begleiter war positiv. Es sind alle jetzt natürlich ein wenig bedrückt, das ist klar und verständlich. Wir hätten ja alle gern gewonnen. Vielleicht haben wir Auslosungsglück, dass wir beim nächsten Mal daheim spielen können. Das wäre ein Riesenvorteil, sodass wir dann nächstes Jahr wieder die Qualifikation fürs Finalturnier spielen können. Jetzt gilt es für unsere Spieler zu trainieren und Turniere zu spielen und hoffentlich dabei gute Ergebnisse einzufahren. Dann bin ich zuversichtlich, dass wir beim nächsten Davis Cup erfolgreich sind.

Ich möchte mich bei allen, die mitgewirkt haben, bedanken, beim gesamten Team für Organisation und Betreuung – ob Arzt, Bespanner, Physiotherapeut, Masseur, Fotograf. Das Team hat toll funktioniert, extrem harmonisch, super unterstützt.“

 

Davis Cup 2022, Qualifikationsrunde in Seoul:

Südkorea – Österreich 3:1.

 

Freitag

Jisung Nam – Dennis Novak 1:6, 4:6

Soonwoo Kwon – Jurij Rodionov 7:5, 6:4

 

Samstag

Jisung Nam / Minkyu Song – Alexander Erler / Lucas Miedler 6:4, 6:3

Soonwoo Kwon – Dennis Novak 7:5, 7:5

Jisung Nam – Jurij Rodionov nicht mehr ausgetragen

| GEPA pictures/ Christian Moser
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