Salzburger Tennisverband
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Joel Schwärzler: „Riesenglück für mich, dass ich mit Jürgen trainieren darf“

Österreichs Nachwuchsspieler des Jahres 2021 nach dem Double bei den ÖTV-Jugend-Hallenmeisterschaften U18 im Interview.
Verfasst von: Manuel Wachta, 25.03.2022
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Joel Schwärzler

Wer ist denn das große Talent, das sich am Dienstag in Güssing mit erst 16 Jahren (auch das erst seit 27. Jänner) zum Österreichischen Jugend-Hallenmeister U18 im Einzel und Doppel gekürt hat? Joel Schwärzler kam in Sandton nahe Johannesburg, Südafrika, zur Welt, als Sohn einer Südafrikanerin und eines Vorarlbergers, zog „mit sechs oder sieben Jahren“ in die Heimat seines Vaters, der es selbst früher als Profi versuchte (Career High ATP-Rang 811 im Einzel und 987 im Doppel). „Joel hat somit einen Tennis-Background – das ist immer gut“, meint ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer. Schwärzler wuchs in Hard auf, trainierte ab dem Alter von neuneinhalb Jahren im ca. 15 Autominuten entfernten Campus des Vorarlberger Tennisverbands in Dornbirn unter dem Deutschen Joachim Kretz, Coach von u.a. Philipp Oswald und einst von Ex-Davis-Cup-Spieler Martin Fischer.

„Joel hat von klein auf sehr viel gewonnen, seinen Jahrgang immerzu dominiert“, weiß Melzer, unter dessen Fittichen Schwärzler seit diesem Schuljahr (September 2021) nun trainiert, als ÖTV-Vertragsspieler im Bundessportleistungszentrum Südstadt. „Ich habe hier echt super Möglichkeiten, mit Jürgen, Manuel Hochegger, Konditionstrainer Philipp Wessely und viele Trainingspartner“, schwärmte Schwärzler, der in der Trainingsgruppe mit Piet Luis Pinter, Moritz Lesjak und Janis Graski ist. Zudem bringe der Harder „selbst sehr viel mit“, befindet der Ex-Top-Ten-Einzel- und -Doppelspieler Melzer. „Er ist da sehr gut ausgebildet worden, da wurde gute Arbeit geleistet, das merkt man einfach. Und er hat gewisse Sachen, die man jemand nicht antrainieren kann: Wenn es eng wird, spielt er gut, er steigert sich mit seiner Aufgabe. Er ist noch ein echter Spieler, er erinnert mich dabei auch sehr an mich. Tennis ist ein Spielsport, das muss man sich auch beibehalten und ist gerade bei ihm auch im Training sehr wichtig“, so Melzer, der seinem sehr jungen Schützling gute Chancen für dessen Zukunft attestiert: „Man weiß, wie schwer es ist, es international zu schaffen. Er hätte jedoch prinzipiell das nötige Zeug dazu.“ oetv.at traf sich nach dessen tollen Erfolg mit Schwärzler, der zum Jahresbeginn mit 15 auch schon unter den Top 200 der U18-Jugendweltrangliste stand, zum ausführlichen Interview.

Gratulation zum Double in Güssing. Mit dem Finalsieg über Matthias Ujvary hast du sogar Jürgen Melzer überrascht, der bekannt hatte, das selbst „eher nicht“ erwartet zu haben. Wie sehr hast du dich da auch selbst überrascht?

Danke. Nun ja, ich habe beim ITF-Turnier in Wels letzten Sommer schon mal gegen Matthias gewonnen, das war aber auf Sand, was mir mehr liegt. Diesmal war’s auf Teppich und er hatte Heimvorteil – er trainiert dort ja auch und kennt den Platz in- und auswendig. Ich wusste aber schon, dass ich meine Chancen habe und bin sehr happy, dass ich es gewonnen habe.

Es ist nicht gerade alltäglich, dass ein seit wenigen Wochen erst 16-Jähriger bei Österreichischen U18-Meisterschaften das Double holt. Was denkst du, hast du vielen deiner U16- und auch U18-Kollegen vielleicht schon voraus?

Ich bin körperlich schon weiter, würde ich sagen, und mit 1,87 Meter auch größer als die meisten. Zudem spiele ich im Match viel besser als im Training und habe ein super Team hinter mir, das hilft natürlich auch.

Du bist seit September mittlerweile ÖTV-Vertragsspieler. Wie sieht denn dein Trainings-Alltag im ÖTV-Leistungszentrum Südstadt so aus?

Das ist recht klar und regelmäßig strukturiert, wenn ich gerade kein Turnier spiele. Am Montag habe ich meist nur am Nachmittag Training, ca. von 14 Uhr bis 17 oder 17:30 Uhr. Dienstag und Donnerstag trainiere ich zwei Stunden am Vormittag und drei am Nachmittag, davon zwei Stunden Tennis- sowie eine Stunde Krafttraining. Am Mittwoch habe ich dazwischen zumeist einen Ruhetag, mit Physiotherapie und Massagen. Für die Samstage habe ich ein Programm mit Krafttrainingsübungen erhalten, die ich mache, da spiele ich kein Tennis. Sonntag ist kompletter Ruhetag.

Wie leicht fällt es dir, deine geplante Profikarriere und die Schule, die du hier im Internat in der Südstadt besuchst, unter einen Hut zu bringen?

Die Kombination Schule und Sport ist hier sicherlich leichter als an einer normalen Schule zu handeln. Wenn man auf Turnier ist, muss man danach halt einige Sachen nachholen und hat einen leichten Stress, aber man schafft es schon.

Deine Eltern in ca. 500 Kilometer Entfernung wirst du jedoch nicht oft sehen.

Das bin ich schon gewohnt. Ich war immer schon sehr viel auf Turnieren, ich habe kein Heimweh oder so. Es ist jetzt kein großes Problem, wenn ich sie mal ein Monat oder so nicht sehe, ich komme damit klar.

Wie viel stehst du denn wirklich mit Jürgen Melzer, als Ex-Weltklassespieler, selbst auf dem Platz? Jeden Tag mehrere Stunden?

Immer, wenn er da ist. Er bemüht sich da sehr – immer, wenn er gerade nicht beim Davis Cup oder so ist und da sein kann, ist er es auch. Ich verstehe mich richtig gut mit ihm – aber auch mit Manuel Hochegger und Philipp Wessely, das ist auch sehr wichtig. Das Training mit Jürgen ist wirklich perfekt, besonders im technischen und taktischen Bereich. Und ebenso im körperlichen Bereich mit Philipp. Alle schauen auch sehr auf die ganz kleinen Details.

Es gibt nicht so viele Spieler mit dermaßen viel Erfahrung wie Jürgen. Was, denkst du, kannst du von ihm alles lernen?

Er hat schon alles erlebt in seiner Karriere, weiß genau, was man tun muss, um in die Weltspitze zu kommen – und auch, was man nicht tun sollte. Er sagt uns auch klar, was er früher falsch gemacht hat. Damit wir seine Fehler nicht machen.

Was sind das für Fehler, die er da erwähnt?

Er habe beispielsweise im Kopf zu spät gecheckt, dass er auch im Training immer alles geben und mental stärker sein muss. Wäre es ihm früher bewusst geworden, dann wäre er vielleicht auch früher an die Spitze gekommen, denkt er.

Ist es vielleicht ein kleiner Vorteil, dass du so wie Jürgen Tennis-Linkshänder bist, vom besseren gegenseitigen Verständnis her?

Auf jeden Fall. Es hat alles auch viel mit Taktik zu tun – und da kann er mir sehr viel weitergeben. Als Linkshänder hat man natürlich auch andere taktische Richtlinien, er kann mir da gute Übungen vorzeigen. Es ist so alles viel einfacher.

Der Weg nach oben ist bekanntlich ein sehr steiniger und der Übergang ins Profitennis verläuft nicht immer so fließend wie einst bei Jürgen. Was macht dich zuversichtlich, dass dir das auch gelingt?

Dass ich mich dauernd verbessere und dass Jürgen alles selbst erlebt hat, es daher auch selbst am besten weiß und mich da sicher auch gut führen und beraten kann, auch hinsichtlich meiner Turnierplanung – wie viele Turniere ich denn spielen soll, welche Turniere. Die nötigen Schläge habe ich jedenfalls, die sind sogar sehr gut.

Und wo siehst du deine Schwächen, an denen du noch hart arbeiten wirst müssen, wenn du dich auch bei den Herren international durchsetzen willst?

Es sind keine bestimmten Schläge, die meine Schwächen sind. Es ist der Kopf.

Inwiefern?

Ein Pferd springt immer nur so hoch, wie es muss, sagt Jürgen oft zu mir, und dass ich an das Pferd nicht denken soll – sondern so hoch springen sollte, wie ich kann. Es geht darum, dass ich auch jedes Training jene Leistungen zeige, die ich im Match zeige. Das hat sich in den letzten Monaten aber auch schon extrem gebessert. Wir sind da inzwischen auf einem guten Weg. Ich muss zudem auch schauen, dass ich meine Ausdauer verbessere und die Art, wie ich mich auf dem Platz bewege, daran arbeite ich mit Philipp richtig viel. Ich muss körperlich noch weiterkommen, da bin ich noch nicht auf Herren-Level.

Jürgen bezeichnet dich als Charakter, kein frommes Lämmchen – und meint, du würdest noch zu viel raunzen und jammern auf dem Platz. Ist das ebenso ein Punkt, wo du noch ansetzen musst?

Ja, genau das ist auch Teil meiner Schwäche. Es hat sich zwar auch sehr verbessert, aber es ist noch nicht gut genug. Ich muss schauen, dass ich davon so schnell wie möglich wegkomme oder es zumindest deutlich weiter verbessere.

Fliegt der Schläger da auch noch zu oft?

Nein, es ist eher das, was ich sage, über mich selbst auf dem Platz. Dass ich scheiße spiele und solche Sachen. Da kippt man halt sehr leicht hinein – und kommt nicht immer so leicht wieder raus. Damit zieht man sich manchmal ziemlich runter.

In der Rangliste soll’s jedenfalls nicht runtergehen, sondern weiter rauf, von aktuell Platz 226 im internationalen U18-Ranking aus. Wie sehen deine Ziele für 2022 aus? Ab wann willst du bei den Jugend-Grand-Slams dabei sein?

Die US Open diesen September sind mein Ziel. Damit ich dort in die Qualifikation komme, muss ich im ITF-Ranking wohl um Position 160 stehen. Spätestens bei den Australian Open 2023 stehe ich dann wohl eh im Hauptfeld, aber ich will natürlich schauen, dass ich so weit wie möglich nach vorne komme. Ich möchte es auf jeden Fall in die Top 100 schaffen, da kriegt man auch Wildcards für ITF-Herrenturniere. Was es einem auch erleichtern würde, sich bei den Erwachsenen hochzuspielen…

… bei denen deine Ziele dann wie aussehen?

Ich möchte unbedingt mal unter die Top 50 der Welt kommen, in den Grand-Slam-Hauptbewerben stehen. Und als Tennisprofi auch davon leben können.

Wer sind denn im Tennis deine größten Vorbilder?

Rafael Nadal, wegen seinem großen Ehrgeiz und seiner Einstellung. Aber auch ein Roger Federer, den ich in Dornbirn sogar schon mal persönlich getroffen habe, als er dort mal trainiert hat. Federer ist für mich wie Lionel Messi im Fußball, den ich ebenfalls verehre. Er ist solch ein natürliches Talent, es schaut alles so schön und leicht aus, wie er spielt und sich auf dem Platz bewegt. Und Jürgen ist für mich auf jeden Fall auch spielerisch ein Vorbild. Seine Rückhand ist richtig, richtig gut. Es ist für mich einfach ein Riesenglück, dass ich mit ihm trainieren darf.

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